Die Jugendschule Eberharting
eine Umsetzung des Erkinderplans
Bereits Maria Montessori hatte erkannt, dass die Pubertät nicht nur körperliche Veränderungen mit sich bringt, sondern vor allem eine Zeit des Umbruchs und der Neuorientierung ist. Sie beschreibt diese Entwicklung und ihre pädagogischen Ideen in ihrem „Erdkinderplan“ (siehe Literaturempfehlungen weiter unten).
So rücken im Alter von 12 – 16 Jahren zunehmend persönliche Fragen in den Vordergrund. Die Frage nach der eigenen Rolle unter Gleichaltrigen aber auch in der Gesellschaft beschäftigt die Jugendlichen sehr und es entsteht der Wunsch nach Unabhängigkeit. Trotzdem brauchen Jugendliche aber einen geschützten Rahmen, in dem sie sich ausprobieren dürfen.
Da im Gehirn eine Umstrukturierung stattfindet, kann die kognitive Leistungsfähigkeit in der Pubertät vorübergehend nachlassen. Das Finden kreativer Lösungen ist dagegen ein Bedürfnis und eine Stärke dieser Altersstufe. Den Verlauf und die Ursachen dieser Veränderungen kann die Neurowissenschaft inzwischen gut erklären und bestätigt damit viele Beobachtungen Maria Montessoris.
Diesen Veränderungen, Bedürfnissen und auch Stärken versuchen wir in der Jugendschule Eberharting gerecht zu werden. Die Jugendschule ist dabei keine eigene Schule, sondern eine besondere Prägung der Oberstufe – vor allem in der 7. und 8. Jahrgangsstufe: Neben der schulischen Arbeit im Klassenzimmer spielt für diese beiden Jahrgangsstufen die Projektarbeit im Schulgarten, in unseren Werkstätten und auch in der Küche eine zentrale Rolle. Die Jugendlichen arbeiten in Projektgruppen an im Idealfall selbst gewählten Projekten, die sie unter Anleitung von Expert*innen und Lehrer*innen planen und durchführen. So stellen sie sich echten Aufgaben und Herausforderungen, die sie gemeinschaftlich lösen sollen.
Auf diese Weise können sich die Jugendlichen in der Gemeinschaft erproben. Durch die Zusammenarbeit in Projektgruppen entstehen Verbindlichkeiten, wodurch die Jugendlichen wiederum lernen, soziale Verantwortung zu übernehmen.
Durch die erzeugten Produkte erwirtschaften die Schüler*innen ihr eigenes Geld, das sie gemeinschaftlich verwalten und z. B. für neue Projekte, gemeinsame Aktionen, Ausflüge und Klassenfahrten verwenden. Dadurch schaffen sie sich eine gewisse Unabhängigkeit.
Die Jugendlichen unserer beiden jahrgangsgemischten 7/8. Klassen arbeiten begleitet von einem Schreiner, einem Baumpfleger/Schlosser und ihren Klassenlehrern jeden Donnerstag und ca. 5 ganze Schulwochen an ihren verschiedenen Projekten zu folgenden Schwerpunkten:
- Gartenbau, begleitet von Bernadette Schwäger (Biologin)
- Bienen, begleitet von Noah Rusch (Klassenlehrer)
- Hofladen, begleitet von Felix Witte (Klassenlehrer)
- Bauen, begleitet von David Münch (Schreiner)
Dazu kommen immer wieder Projektgruppen, die aus Ideen der Schüler*innen entstehen und nicht eindeutig einem Bereich zugeordnet werden können. Für solche Projekte ziehen wir, wenn nötig, zusätzliche Expert*innen hinzu, wie z. B. für den hier zu sehenden Film.
Die Expert*innen bringen durch ihren Blick von außen und ihre fachliche Souveränität große Ernsthaftigkeit und Professionalität in die Arbeit der Schüler*innen.
Fester Bestandteil der Jugendschule sind außerdem: wöchentlicher Pausenverkauf im Hofladen, 2 Wochen Betriebspraktikum, Praktikum im Kinderhaus Eberharting, Wanderungen, Exkursionen, Klassenfahrten und ein jährlicher Schüleraustausch mit unserer tschechischen Partnerschule, der Montessorischule in Kladno.
Literatur:
Maria-Montessori: „Erdkinderplan“ zu finden in: Paul Oswald (Hrsg.): „Von der Kindheit zur Jugend“, Herder, 2019
Remo Largo, Monika Szernin: „Jugendjahre“, Piper Taschenbuch, 2013
beide Werke auch in unserer Schulbibliothek verfügbar
Musik im Film: Keep ‚em dry – GEMAfreie Musik von https://audeeyah.de | Licensed under Creative Commons: By Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)
»Man muss der Jugend genügend Freiheit lassen, damit sie nach einer individuellen Initiative
handeln kann. Verschaffen wir also die Mittel, indem wir ihr die Freiheit lassen, schöpferisch
zu wirken.«
Maria Montessori